Montag, 16. November 2009

Zehn Gebote des Guten Erzählers

Es gibt mehrere Gebote von berühmten Autoren an ihren Lehrling. Heute veröffentlicht ich eine Liste von Gebote von Horacio Quiroga, ein Autor aus Uruguay, der zwischen den 19. und den 20. Jahrhunderten lebte und der schrieb vor allem fantastische und ziemlich blutige Erzählungen:

I

Glaub an einen Lehrer -Poe, Maupassant, Kipling, Chejov- wie an Gott selbts.

II

Glaub, dass seine Kunst ein unerreichbarer Gipfel ist. Traum nicht davor, dass du ihn erreichen kannst. Wenn du das kannst, wirst du es schaffen, ohne dass du das weißt.

III
Widersteht die Nachahmung so viel wie du kannst, aber macht nach, wenn der Einfluss zu stark ist. Mehr als anders ist die Entwicklung der Personalität eine lange Geduld.

IV
Habt nicht blinder Galube an deine Fähigkeit zu dem Erfolg, sondern Passion dazu, was du willst. Lieb deine Kunst wie deine Freundin, und gibt ihr dein ganzes Herz.

V
Fäng nich an, zu schreiben, wenn du seit dem ersten Wort nicht weißt, wohin du gehst. In einer gute Erzählung sind die drei erste Linien fast so wichtig wie die drei letzte.

VI
Wenn du genau diesen Umstand erzählen willst: "Von dem Fluss weht ein kalter Wind", gibt es nicht mehr Wörter in menschlichen Sprachen als diese, um das auszudrücken. Wenn du deine Wörter beherrscht,macht dir keine Sorge, ob sie assonant oder konsonant sind.

VII
Adjektiviert nicht ohne Notwendigkeit. Unnütz wären viele weichen Farben mit einem schwachen Substantiv. Wenn du das richtige findest, wird es allein eine unvergleichbare Farbe haben. Aber man muss es finden.

VIII
Halt die Hand deiner Personen und bringt sie fest bis zum Ende, und seh keine andere Sache, nur den Weg, den du für sie zogst. Lenkt dich nicht ab davon, was sie sehen können oder was sie nicht sehen wollen. Missbrauch den Leser nicht. Eine Erzählung ist ein Roman ohne Füllwörter. Halt das für eine absolute Wahrheit, auch wenn es nicht wahr ist.

IX
Schreib nicht unter dem Druch der Emotionen. Lass sie sterben, und ruf sie danach ins Gedächtnis zurück. Wenn du fähig bist, sie wieder mal zu erleben, als sie war, hast du schon die Hälfte des Wegs der Kunst erreichen.

X
Denk weder an deinen Freunden beim schreiben, noch an den Ausdruck, den die Geschichte machen wird. Erzähl als ob deine Erzählung kein Interess mehr hätte als für die kleine Welt der Personen, die du vielleicht eine wärest. Das ist die einzige Weise zu schaffen, dass die Erzählung Leben hat.


Das ist meine Übersetzung des Textes dieser Website, aber mit zwei kleinen Änderungen nach der Version des Buchs von Andrés Neuman: Ed. Menos Cuarto, Palencia, 2004. Págs. 285-287.

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